Geschichte der Klosterkirche

 

Die Einweihung des Zisterzienserinnen-Klosters erfolgte am 6. Dezember 1260 durch Bischof VOLRAD von Halberstadt. Er besetzte es mit Nonnen aus dem St. Burchardi Kloster in Halberstadt. Während der ersten zehn Jahre existierte der kleine Konvent in Adersleben in völliger Abhängigkeit vom Mutterkloster. Als Klosterkirche nutzte man die bereits vorhandene Dorfkirche. Im Jahre 1270 wurde dann die Pfarrei Adersleben mit dem Kloster vereinigt. Der Propst des Klosters war jetzt zugleich auch Pfarrer von Adersleben. Innerhalb der folgenden 40 Jahre wuchs der Grundbesitz des Klosters vor allem durch Schenkungen auf 2400 Morgen Ackerland und 600 Morgen Wald an. Es war die Glanzzeit des Klosters, die bis zur Reformation anhielt.

 

Während des Bauernkrieges wurde das Kloster 1525 völlig ausgeplündert. Dabei wurde auch die ehemalige Dorfkirche, die Kapelle vor dem Kloster, zerstört. Im Schmalkaldischen Krieg ließ Kurfürst JOHANN FRIEDRICH VON SACHSEN 1547 einen großen Teil des noch vorhandenen Inventars fortführen. In der Reformationszeit blieb das Kloster katholisch. Während des Dreißigjährigen Krieges beschlagnahmte ein schwedischer Kommissar 1631 das Kloster, und die Nonnen mussten sich in Adersleben und Umgebung kümmerlich durchschlagen. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang Hand in Hand ging auch die Verkleinerung des Konvents. Als dann 1635 die Äbtissin im Halberstädter Mutterkloster starb, zog die Nachfolgerin mit den noch verbliebenen Nonnen ebenfalls nach dort. Am 8. Juli 1642 wurde aus dem Mutterkloster in Halberstadt eine neue Äbtissin für Adersleben gewählt. Sie übernahm eine völlig verwüstete und geplünderte Abtei. Ruhe und Frieden kehrten erst mit dem Abschluss des Westfälischen Friedens (1648) ein. Erst im folgenden Jahrhundert konnte ein Neubau der zerstörten Klostergebäude und der Klosterkirche durchgeführt werden. Im Jahre 1809 wurde das Kloster durch Verkauf aufgehoben. Die Klosterkirche wurde der katholischen Pfarrgemeinde überlassen. Das Grabmal der letzten Äbtissin HUMBELINE SCHLEISSER befindet sich im Park von Adersleben.

 

Nach dem Dreißigjährigen Krieg setzte der Wiederaufbau des Klosters vor allem unter Propst ALBERTUS FLÖREN (1631-1698) aus Wegeleben ein. Propst THEODOR HÜLSMANN aus Bremen errichtete die beiden Flügel des Klosters nach Osten und Norden. Äbtissin war zu dieser Zeit HELENA ELISABETH OSTERBROGK. Sie besorgte die Silberleuchter und stiftete das noch heute vorhandene silberne Rauchfass. Der östliche Flügel dient noch heute als Pfarrhaus, der nördliche wurde in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts abgerissen. Die Propstei wurde Wohnsitz des Eigentümers, die Abtei bewohnte der Pächter. Erster Pfarrer von Adersleben wurde nach Auflösung des Klosters der Klostergeistliche FRANZ LANGE. Zur Zeit des Hitlerfaschismus leitete Pfarrer LEINEWEBER die Pfarrei. Im Jahr 1942 musste die Gemeinde eine ihrer Bronzeglocken für Kriegszwecke abgeben. Glücklicherweise wurde sie aber nicht eingeschmolzen. Seit 1947 hängt sie wieder an ihrem alten Platz, so dass heute zwei Bronzeglocken und eine 1944 gegossene Feinzinkglocke die Gläubigen zum Gebet und zum Gottesdienst rufen. Nach 1945 vergrößerte sich die Gemeinde erneut, da aus den Gebieten jenseits der Oder und Neiße zahlreiche Menschen nach Adersleben kamen und hier eine neue Heimat fanden. Seit der Auflösung des Klosters haben bisher zwölf Pfarrer in der Gemeinde gewirkt. Pfarrer GÜNTER HÖPTNER, der letzte Pfarrer der in der Gemeinde wohnte, verstarb 1997.


Zur Architektur

 

Eine Vielzahl von Klostergebäuden entstanden in der Zeit von Äbtissin ELISABETH PAULI (1684-1751) und Propst THEODOR RINGE (1727-1783). Sein Verdienst ist aber vor allem die Errichtung der Klosterkirche die er gemeinsam mit der Äbtissin ANNA LUDWINA MORIEN (1751-1779) erbaute. Schon im Jahre 1755 konnte die herrliche Orgel mit ihren 24 Registern geweiht werden. Die Namen von Propst RINGE und Äbtissin MORIEN begegnen uns an allen Ställen und Scheunen, die zu ihrer Zeit erbaut wurden. Auch das Propsteigebäude (1794 errichtet) trägt ihre Namen und Wappen.

 

Die barocke Ausstattung der Kirche erfolgte nach und nach. Propst JODOKUS SANDER ließ 1787 die Kanzel und Seitenaltäre anfertigen. Der linke Seitenaltar ist dem heiligen NIKOLAUS geweiht. Er gilt als Patron der Kirche und des Klosters. Auf diesem Altar befinden sich ferner Darstellungen der heiligen MARIA MAGDALENA und des heiligen JAKOBUS des Patrons des Mutterklosters in Halberstadt. Dem heiligen BERNHARD, dem großen Förderer des Zisterzienserordens, gehört der rechte Seitenaltar, der zugleich Statuen des heiligen JOSEPH und der seligen Äbtissin HUMBELINA trägt. HUMBELINA war die Schwester des heiligen BERNHARD und Namenspatronin der letzten Äbtissin, die 1787 ihr Amt antrat.

 

Die einschiffige und flachgedeckte Klosterkirche wurde im einfachen Barockstil von 1752-1755 erbaut und mit einem westlichen Dachreiter versehen. Aus der alten Kirche wurde nur eine sitzende Muttergottesfigur aus dem Ende des 15. Jahrhunderts übernommen. Ebenso stammt der Korpus des Kreuzes aus dieser Zeit. Der Orgelprospekt wurde 1755 vollendet. Der Hochaltar, noch im Barockstil erbaut, aber schon frühklassizistische Züge aufweisend, ist ein Verdienst von NIKOLAUS THOMANN, Propst von 1791 bis 1797. Zusammen mit der Kanzel handelt es sich um eine qualitätsvoll geschnitzte Barockausstattung, die in dem 1794 vollendeten Hochaltar bereits frühklassizistische Formen aufweist.

 

Das große Altarbild zeigt die Aufnahme Mariens in den Himmel, das Bild darüber die Allerheiligste Dreifaltigkeit. Vier Figuren stehen auf dem Altar: links oben der heilige BENEDIKT als Begründer des abendländischen Mönchtums, darunter der heilige NIKOLAUS als Patron der Kirche. Rechts oben sehen wir wieder den heiligen BERNHARD, unter ihm steht der heilige ANDREAS. Ein Baldachin mit den päpstlichen Insignien krönt den Altar.

 

Valentin Arnrich OFM

Die Bergen-Orgel